„Weinberg“-Exkursion NaWi 2014

Bericht über die Exkursion auf dem FFH-Gelände „Weinberg“ mit Studierenden des Vorkurses LG 47 (Gruppen 1 und 2) am Dienstag, d. 15.07.2014

Im Vorkurs am Hessenkolleg wird das Fach Naturwissenschaften („NaWi“) als integriertes Fach (mit Chemie- und Biologie-Anteilen) unterrichtet. Semesterthema war in den vergangenen beiden Jahren „Aspekte und Hintergründe des Klimawandels“. In dem Zusammenhang erfuhren die Studierenden, dass es in der freien Natur – aber auch mit Blick auf Nutzpflanzen und Tierzucht – „Gewinner- und Verliererarten“ der sukzessiven Erderwärmung gibt und dass sich Jahresrhythmen und Vegetationsperioden verändern.

Zum Abschluss unternahmen die beiden von Elisabeth Deister-Bonnert (Chemie) und Klaus Petri (Biologie) unterrichteten Gruppen (VK 1 und 2) eine 90-minütige Exkursion zum Naturschutzgelände „Weinberg/Hofgut Magdalenenhausen“. Auf dem ehemaligen Bundeswehr-Panzerübungsgelände können 100 Jahre alte und neu gepflanzte Obstbaumbestände in Augenschein genommen werden, als Biotop dominieren Magerrasenflächen (aktuell blühend: Thymian und Oreganum, Licht- und Heidenelken, Johanniskraut und Schafsgabe). An der Peripherie des knapp 200 ha großen Geländes gibt es Mischwaldzonen, feuchte – mit Erlen und Weiden bestandene –  Auenwälder und Streuobstwiesen.

Empfangen wurden die Studierenden des Kollegs von Herrn Feth und Herrn Ott vom NABU-Steindorf, die als ehrenamtliche Naturschützer schon seit vielen Jahren eine verdienstvolle Arbeit machen. Herr Ott beeindruckte durch seinen couragierten Umgang mit einer zu Demonstrationszwecken von ihm gefangenen Schlingnatter. In einem zweiten Gefäß befanden sich mehrere Blindschleichen, die – wenngleich sie wie auch die Schlangen keine Schreitextremitäten haben – systematisch zu den Eidechsen gezählt werden. Auf einem laminierten Foto war eine Schlingnatter zu sehen, die sich  gerade eine ihre Beine spreizende Kröte einverleibte. Die einheimische Orchideenart „Ständelwurz“ war am Wegrand zu sehen. Sie wird von den Naturschützern mit Hasendraht vor Verbiss geschützt. Dass gerade eine Schafsherde zum Abweiden der Magerrasenflächen unterwegs gewesen ist, war deutlich zu riechen und an den Hinterlassenschaften (Wollbüschel und Kot) zu erkennen. Sorgen macht den Naturschützern der überhand nehmende Schwarzdorn (Schlehenbüsche).  Mehrere Dutzend Pappeln kanadischen Ursprungs, die lange Zeit die alte Panzerstraße am Rande des Geländes säumten, sind in diesem Jahr entfernt und mit einem Häcksler vor Ort zerkleinert worden. „Sie passen als Baumart nicht hierher“, kommentierte Bernhard Feth, der in den letzten Jahren mehrere Dutzend Exemplare alter Obstbaumsorten (Äpfel und Birnen) hat nachpflanzen lassen. Dabei können von Interessierten auch „Baumpatenschaften“ eingegangen werden. Mit der Ansage „Die Amphibienzeit ist jetzt vorbei“ dämpfte der Naturfreund allzu große Erwartungen bei der Inspektion der Teiche und ihrer Wirbeltier-Fauna. Eine „Rotfeder“ genannte Fischart ist wahrscheinlich im Larvenstadium von einfliegenden Enten als Luftfracht von der Lahn mitgebracht worden. In den Feuchtbiotopen des FFH-Geländes sind sie nicht wirklich willkommen. Hier gilt die Aufmerksamkeit der Naturschützer den 7 dort heimischen Amphibienarten. Kamm- und Teichmolche konnten von den Hessenkollegiaten als Imagos und späte Larvenstadien betrachtet und angefasst werden. Die Besonderheiten von Kreuzkröte (laut Herrn Feth ist sie „flink wie eine Maus“), Erdkröte und Geburtshelferkröte wurden mit entsprechenden Abbildungen erläutert.

Von auf dem Gelände per DNA-Check nachgewiesenen, durch Baldrian-Aromen angelockten Wildkatzen war zu erfahren, dass sie sich äußerlich nicht von Hauskatzen unterscheiden. Ihre „Wildheit“ wurde spätestens deutlich, als ein streunendes Jungtier im Wetzlarer Tierheim abgeliefert wurde. Es wurde als „nicht integrationsfähig“ wieder in die freie Wildbahn entlassen. Die DNA-Untersuchung wurde im Frankfurter Senckenberg-Museum durchgeführt.