Erfahrungsbericht eines Ehemaligen
Hallo, liebe Interessierten für das Hessenkolleg,
hier ein kurzer Erfahrungsbericht von mir über meine Zeit dort. Nachdem ich schon eine Ausbildung hatte und als Fernmeldehandwerker bei der Post gearbeitet habe, wurde mir klar. Das ist nicht mein Leben! Ich habe mit 23 Jahren nach einer Alternative gesucht und bin fündig geworden. Das Hessenkolleg, zwar 30 Kilometer von meinem kleinen Dorf entfernt, aber endlich eine richtige Perspektive für die Zukunft für mein Leben. Zunächst fand der Unterricht im Klassenverband statt, dann ab der 12. Klasse gab es vermehrt interessenorientiertem Unterricht. Die Klasse bestand aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen von Frauen und Männern aus allen möglichen Berufssparten. Von der 19 Jährigen Umsiedlerin bis zur 50 jährigen Sekretärin, die sich noch einmal umorientieren möchte.
Von der Fachoberschule in Wetzlar kannte ich den normalen schulischen Unterricht in der Oberstufe. Hier am Hessenkolleg war aber von Anfang an ein ganz anderes Klima, sowohl zwischen den „Schülern“ als auch zwischen Schülern und Lehrern. Ein tatsächliches Lernen auf Augenhöhe. Für mich persönlich als technisch orientiertem Menschen hat sich eine ganz neue Welt eröffnet. Der damalige Leiter vom Hessenkolleg, Herr Schweiger, hat sich außerordentlich für mich eingesetzt, damit ich meine Gemälde in den Flurhallen wöchentlich neu ausstellen konnte. Der Co-Direkter Herr Kunz und mein Klassenlehrer Herr Sauer haben mir bei meinen literarischen Texten sehr geholfen. Und so habe ich schon während der Kollegzeit die ersten Literaturpreise gewonnen. Aus einem jungen Mann, der sinnlos Drähte verkabelte ist innerhalb von nur 4 Jahren ein Maler geworden, der beim ersten Anlauf die Aufnahmeprüfung an der Kunsthochschule geschafft (und da werden nur sehr, sehr wenige aufgenommen). Ohne all diese Unterstützung und den Zuspruch meiner Lehrer hätte ich das niemals geschafft!!
Mein Leben ist durch den Besuch des Hessenkollegs ein ganz anderes geworden. Mittlerweile habe ich viel Literaturpreis gewonnen, drei Theaterstücke von mir sind veröffentlicht worden, ich habe jahrelang ein Autorencafé geleitet, 10 Jahre lang eine Literaturzeitung mit heraus gebracht. Bezüglich meiner Kunstprojekte gab es ganzseitige Artikel in der Frankfurter Rundschau und der taz, die Hessenschau und auch RTL aktuell waren da, um haben Filme über meine Projekte gemacht. Bis heute bin ich in Kontakt mit einigen meiner Mitschüler von damals. Hin und wieder treffen wir uns. Und last but not least arbeite ich nach so vielen Jahren und Erfahrungen wieder in Kassel. Nun als Sprachtherapeut. Mein Fazit. Wenn sich irgendwas auf der Erde lohnt, dann das Hesenkolleg!!!
Stefan Schneider