Bericht über die Förderkreis-JHV 2019

Die Jahreshauptversammlung des Förderkreises Hessenkolleg Wetzlar findet traditionell am ersten Freitagabend (20 Uhr) im November statt. Nach dem offiziellen Teil (Bericht der Schulleitung, Rechenschaftsbericht des Vorstandes/Diskussion dazu, Planung für das kommende Jahr, Beschlüsse über die Verwendung der Förderkreis-Gelder) mündet der Abend in ein geselliges Beisammensein und einen Gedankenaustausch von Ehemaligen und Vereinsmitgliedern bei belegten Broten, Häppchen, Kuchen und von Vorstandsmitglied Frank Becker nachgeschenkten Getränken. An Wahlen galt es in diesem Jahr nur, das Amt des Kassenprüfers neu zu besetzen. Attila Bostanci (Ex-LG 47, zur- zeit Jurastudent in Gießen, wohnhaft in Dillenburg-Oberscheld) leitete erstmals die Versammlung. Er wurde vor einem Jahr zum Vorsitzenden gewählt. Seine ebenfalls für zwei Jahre gewählte Stellvertreterin ist Karin Walzer aus Gießen (Ex LG 8). Arno Willershäuser, der 13 Jahre lang den „Präsidentenstuhl“ innehatte, nahm diesmal – begleitet von seiner Frau Birgit, Lehrerin für E/F am Kolleg – einen Platz „im Rang“ ein.

Der Stv. Schulleiter Joachim Gut berichtete in Vertretung der Kollegleiterin Verena Hohoff zunächst über aktuelle Entwicklungen am Wetzlarer Kolleg. Es gibt zurzeit 88 Studierende, 2018 waren es 100, im Jahr 2017 101 plus 22 Angehörige von DAZ (= Deutsch als Zweitsprache)-Sprachförderkursen, die inzwischen ausgelaufen sind. Von den 15 Kollegiumsmitgliedern sind wegen der damit einhergehenden „Überbesetzung“ 11 zusätzlich an andere Schulen (v.a. Abendschulen Gießen und Marburg) abgeordnet. Die Schulen für Erwachsene haben inzwischen denselben Fächerkanon wie andere gymnasiale Oberstufen. Sie hatten bisher noch ihr eigenes Landesabitur, bei dem die schriftlichen Prüfungen nachmittags erfolgen. Das ändert sich ab Frühjahr 2020. Dann wird vormittags zeitgleich mit den Gymnasien geprüft. Die Grundkursaufgaben sind dann an allen Oberstufenschulen identisch, Kollegs und Abendgymnasien haben in einer kurzen Übergangszeit noch eigene LK-Aufgaben. Der Hintergrund: Die Leistungsfächer werden am Kolleg zum Ende der Q2 gewählt und in den meisten Fächern am Zweiten Bildungsweg 4-stündig unterrichtet, an den Gymnasien hingegen 5-stündig. „Will man hier vom Leistungsanspruch her gleichziehen, bedeutet das einiges an Kompensation und Nacharbeit. Das setzt Studierende und Lehrkräfte unter Druck und engt die Spielräume für andere schulische Aktivitäten ein.

„Etwa ein Mal pro Woche klopft bei uns auch ein junger Erwachsener mit Migrationshintergrund an, um sich nach der Möglichkeit zum Erwerb eines höheren Bildungsabschlusses zu erkundigen“, informierte der Stellvertretende Schulleiter. Oft fehle es aber an Sprachkompetenz, um in Fächern wie Deutsch, Geschichte und Politik auf Oberstufenniveau mitarbeiten zu können. Die Bilanz der ausgelaufenen Sprachförderkurse sei insgesamt positiv zu bewerten. Diese Aufgabe wurde an der Schule mit viel Engagement angepackt. Die bisher getrennt organisierten Landesringe der Kollegs und Abendgymnasien seien unlängst zu einem gemeinsamen Landesring der SfE-Schulen zusammengelegt worden. Die Lehrkräfte am Kolleg haben sich an einem Pädagogischen Tag mit den Themenschwerpunkten „Unterstützung von Migrantinnen und Migranten im Unterricht“ und „Umgang mit psychischen Erkrankungen“ beschäftigt. Es gab einen schulöffentlichen Vortrag des Leiters des Gießener Suchtzentrums zum Thema „Kiffen und Zocken“. Der Fachbereich Gesch./PoWi hat – zusammen mit dem friedenspolitischen AK des Kirchenkreises Wetzlar-Braunfels – ein friedenspolitisches Thema („Gewaltfreie Formen der Konfliktaustragung am Beispiel Afrika“) bearbeitet und ein Kapitel aus der deutsch-deutschen Historie auf der Basis des Films „Das schweigende Klassenzimmer – Flucht einer DDR-Schulklasse in den Westen“ thematisiert. Info-Stände des Kollegs gab es bei der „Messe Chance“ in Gießen, dem „InteA“-Auftritt an mittelhessischen Berufsschulen und dem Wetzlarer Apfelmarkt. In puncto „Internationale Begegnungen“ beteiligte sich eine Kolleg-Delegation an einem Treffen auf Kreta, wo „der Umgang mit fremden Kulturen“ das Schwerpunktthema war. Joachim Gut bedankte sich ausdrücklich dafür, dass die Schule im Förderkreis einen verlässlichen Partner und Unterstützer habe. In der Aussprache berichtete David I., Vorstandsmitglied des Förderkreises und Familienvater aus Braunfels, von einer Besorgnis erregenden Zunahme von Alltagsrassismus und Antisemitismus und verband das mit der Frage, was denn das Hessenkolleg „dazu mache“. Eine Form des „Etwas-Machens“ ist historisches Gedenken. Konkret wurde auf die für den 22.11. geplante Veranstaltung zur Geschichte von Zwangsarbeit in Wetzlar, der von der Firma Pfeiffer Apparatebau 1941-45 im heutigen Kolleggebäude betriebenen Kriegsproduktion und dem Schicksal des damals 17-jährigen polnischen Zwangsarbeiters Thomasz Kiryllow hingewiesen. In dem Zusammenhang wird es die Enthüllung einer mit QR-Code versehenen Erinnerungstafel geben. Der Förderkreis selbst hatte bereits 2013 in dieser Angelegenheit eine Gedenktafel aus Metall am Schulportal angebracht.

Seitens des Vorstandes gibt es den Wunsch, die eigenen Aktivitäten enger mit dem Kollegium sowie der gesamten Schulgemeinde abzustimmen. Dafür wäre die Benennung eines „Verbindungslehrkraft“ von Vorteil, argumentierte Attila Bostanci. Kollegiatin Lara B. ist zugleich Mitglied der Schulkonferenz und Beisitzerin im Förderkreis-Vorstand. Sie berichtete über Aktivitäten, das Kolleg systematischer zu „bewerben“. Von der Hans Böcklerstiftung wird dazu aktuell ein Werbe-Video (mit einer Szene aus Wetzlar) erstellt, auch sollen Facebook-Seiten gezielt genutzt werden, um die Bekanntheit der ZBW-Institutionen zu steigern.

Förderkreis-Vorstandsmitglied Hanna Hintersehr berichtete, dass sich Neu-Eintritte und Austritte bzw. Sterbefälle ungefähr die Waage hielten und der Förderkreis aktuell 220 Mitglieder hat. Die Versammlung beschloss einmütig, dass im kommenden Jahr die folgenden Vorhaben finanziell und ideell gefördert werden sollen: 1. Referentengelder (wiss. Vorträge oder kulturelle Darbietungen) 2. Theaterbesuche 3. Ein Kunstprojekt 4. Aktivitäten der Werbe-AG 5. Teilnahme am Drachenbootrennen 5. Projektwoche 6. Sommerfest 7. Bezuschussung der Abifeier