Abitur-Zeugnisse 2019

Ausgabe der ABI-Zeugnisse und Zeugnisse der Fachhochschulreife am Wetzlarer Hessenkolleg (pi)

Den Lohn für ihre Mühen, als junge Erwachsene mit Berufserfahrung noch einmal zwei- bzw. drei Jahre lang „die Schulbank zu drücken“, erhielten am letzten Schultag vor den Sommerferien 25 Studierende des Wetzlarer Hessenkollegs. Acht von ihnen erhielten aus der Hand des Stellvertretenden Schulleiters Joachim Gut das Zeugnis der Fachhochschulreife, siebzehn weiteren wurde nach drei Jahren Oberstufenunterricht die Allgemeine Hochschulreife zuerkannt. Das Einzugsgebiet der 1963 gegründeten Wetzlarer Erwachsenenschule ist ganz Mittelhessen. Unter den Abiturientinnen und Abiturienten hatten Mara Kazmierski (Runkel), Janina Hahn (Biedenkopf) und Karina Dickel (Nidda) die weitesten Anfahrt-Wege. Karina Dickel ist gelernte Großhandelskauffrau, Mutter einer sechsjährigen Tochter und hat mit 1,6 den besten ABI-Schnitt erreicht. Sie wird Mittelhessen die Treue halten und plant, zum Wintersemester an der JLU Gießen ein Jura-Studium aufzunehmen. Ins Studienfach Mathematik zieht es den Lahnauer Brandon van Camp, der ebenfalls 1,6 erzielte und vor dem Kollegbesuch in der Phantastischen Bibliothek gearbeitet hat: „Da wurde mein Interesse für Literatur und Allgemeine Kulturwissenschaft entfacht, am Kolleg konnte ich BAFöG-gefördert nochmals meinen Horizont erweitern. Als besonderes Merkmal der Schule wird mir die persönliche und familiäre Atmosphäre in Erinnerung bleiben. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt“, bilanziert der 27-Jährige. Insgesamt wurde beim diesjährigen Abiturtermin ein Durchschnittsergebnis von 2,46 erzielt. „Durchfaller“ gab es keine. Mathe- und Chemielehrer Joachim Gut hatte in seiner Ansprache eine Anekdote aus der eigenen Familie berichtet: „Macht dir denn dein Beruf eigentlich Freude?“, habe ihn zu Beginn seiner Lehrertätigkeit der Großvater gefragt. Nach einem klaren „Ja!“ als Antwort, habe der Opa kommentiert: „Na, wenn dir das Lehrersein auch noch viel Spaß machst, bist du in deinem Beruf überbezahlt!“. Der Pädagoge betonte in diesem Zusammenhang wie wichtig es im Leben sei, dass man sich in seinem Beruf wohlfühle. Der Erwerb des Abiturs eröffne weitere Möglichkeiten für die Berufswahl. Für viele junge Erwachsene, die sich persönlich und beruflich neu orientieren möchten, sei es ausgesprochen wichtig, dass es die Schulen für Erwachsene gebe. Neben der Gratulation für die Ausdauer und die fachlichen Leistungen fand auch das Engagement von Studierenden bei Projektwochen, in der Schulkonferenz und beim internationalen „Erasmus plus“-Projekt eine lobende Erwähnung. Der aus Dillenburg-Oberscheld stammende Attila Bostanci hatte vor 3 Jahren sein Abitur am Hessenkolleg gemacht, studiert inzwischen in Gießen Jura und ist seit 2018 Vorsitzender des Förderkreises der Erwachsenenschule. „An der Universität wird vieles anders sein als am Kolleg“, stellte er den frischgebackenen Abiturienten in Aussicht. Vieles sei dort anonymer und stärker formalisiert. Ehemalige Absolventen des Hessenkollegs an den mittelhessischen Hochschulen seien miteinander vernetzt und unterstützten sich gegenseitig. Bostanci lud dazu ein, Mitglied des Förderkreises zu werden und an diesen Netzwerken mitzuknüpfen.