Lg 48 schafft Abitur

Bericht über das Abitur 2018 (LG 48) am Hessenkolleg Wetzlar

„Abitur für Erwachsene“ lesen Autofahrer auf einem Schild, wenn sie die Bergstraße aufwärts fahren und die Einmündung der Brühlsbachstraße erreicht haben. Die Erwachsenenschule gibt es bereits seit 1963 und inzwischen sind es die Absolventen des 48er Lehrgangs, die es mit dem Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife in neue Berufsfelder drängt. Als T-Shirt-Aufschrift haben die 15 frischgebackenen Abiturientinnen und Abiturienten in diesem Jahr das Motto „Auch ein guter Schinken muss lange reifen!“ gewählt. Zum vorangehenden „Reifungsprozess“ gehören am Zweiten Bildungsweg in der Regel der Hauptschulabschluss oder der Realschulabschluss und eine abgeschlossene  Berufsausbildung bzw. eine 2-jährige sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsdauer.

Als Abi-Durchschnittsnote wurde 2,7 erreicht. Der in Malaysia geborene 25-jährige gelernte Abwassertechniker Derrick Silvia erzielte mit 1,5 das beste Resultat. „Ich bin froh, dass es dieses ortsnahe Angebot zum Nachholen höherer Bildungsabschlüsse gibt. Ich bin durch die Zeit am Kolleg als Persönlichkeit gereift. Ich bin jetzt selbstbewusster und kann bei vielen Themen mitreden“, bilanziert der Wetzlarer, der an der THM Gießen Biotechnologie studieren wird. Der gelernte Bankkaufmann Felix Schneider (26) aus Gießen hat mit 1,6 den zweitbesten Schnitt erreicht und freut sich auf ein Lehramt-Studium für Förderschulen. Die gelernte Friseurin Jennifer Wright (Abi-Schnitt 2,3) will künftig als Berufsschullehrerin junge Leute im Friseurhandwerk ausbilden. Ebenfalls 2,3 erreichte die gelernte Krankenschwester Anna Best (26) aus Bechlingen. Sie ist zweifache Mutter und hat ihren Mann am Kolleg kennengelernt. Sie strebt ein  Lehramt mit den Fächern Mathematik und Chemie an. Kolleg-Chefin Hohoff beglückwünschte alle zum Schulerfolg und widmete den jungen Erwachsenen einen aus China stammenden Aphorismus: „Träume, was du träumen möchtest, gehe, wohin du gehen möchtest. Denn du hast nur ein Leben und eine Chance, die Dinge zu tun, die du tun möchtest.“ Eine bestandene Reifeprüfung  sei der Beleg für einen Zugewinn an Lebenserfahrung und Erkenntnis. Es gelte nun, diesen Weg fortzusetzen, unterstrich Hohoff. Arno Willershäuser gratulierte als 1. Vorsitzender des Förderkreises und empfahl den Förderkreis als „eine Art Generationenvertrag“ zwischen Ehemaligen der Schule sowie gegenwärtigen und künftigen Kollegiaten. Die Zeugnisse wurden im Mehrzweckraum des umfassend sanierten Schulgebäudes ausgegeben.

Der Ausgabe der Abitur-Zeugnisse durch Schulleiterin Verena Hohoff folgte die Verabschiedung von Absolventen eines auf das B1-Niveau ausgerichteten Sprachkurses, der maßgeblich von Fremdsprachenlehrerin Birgit Willershäuser und dem Kollegen Frank Becker betreut wurde. Neben der Schule noch zwei Kinder zu versorgen hat auch die Iranerin Fatima Abasi, die zusammen mit anderen Migranten am Kolleg erfolgreich Deutsch als Zweitsprache gelernt hat und sich für diese Chance mit einem frei in Deutsch gehaltenen Redebeitrag bedankte.

Vorher erhielten die Studierenden und ihre Lehrkräfte einen Einblick in aktuelle Produktionen des LG 50 im Fach „Darstellendes Spiel“, die unter Anleitung von DS-Lehrerin Ulrike Holler zu dem Motto „Tagträume“ erstellt wurden.