Kollegiumsausflug Limburg 2015

Bericht über den Hessenkolleg-Kollegiumsausflug am 20. November nach Limburg
Ein Halbtagesausflug im Herbst zu Zielen im schönen Hessenland (Seligenstadt, Lich/Kloster Arnsburg, Marburg) ist dem Lehrerkollegium inzwischen schon zur Tradition geworden. Weil gutes Essen bekanntlich Leib, Seele und die Gemeinschaft stärkt, hatte eine zweiköpfige Vorhut bereits im Vorfeld das kulinarische Rahmenprogramm abgesteckt: Eine Auswahl leckerer Kuchen lockte in einem Altstadt-Kaffee. Die 1 Mal bestellte „Herrentorte“ war zartbitterschokoladenfarben und mit Marzipan und einem Schuss Kirschwasser angerichtet. Auch kam es zu einer Begegnung mit „Hugo“ in Tortenform. Am „Säuferbrunnen“ wartete dann ein Stadtführer auf wissbegierige Wetzlarer Lehrkräfte, von denen sich einige zuvor als „Shopping-Queen“ zu erkennen gegeben hatten. Die in rotem Sandstein gearbeitete „Säuferfigur“ am Stadtbrunnen stellt den ehemaligen Raubritter Friedrich von Hattstein dar, der nach einer „Bekehrung“ zu bürgerlichen Tugenden (1353) von 1357 bis 1363 Limburger Stadthauptmann war. Der Berserker trinkt aus dem Spundloch eines 150 Liter fassenden Weinfasses. Damit sollen die Limburger Einwohner seinerzeit bei „Wetten dass?“ gewonnen haben. Gut aussehende Frauenfiguren in Friedrichs Nähe runden das Brunnenensemble ab: Sie sind mit einer Eule („Weisheit“) und – weniger schmeichelhaft – mit einer Schnecke assoziiert.
Wie andernorts auch, sind viele der schönen Fachwerkfassaden lange „unter Putz“ gewesen und erst nach Ende des 2. Weltkriegs in der heutigen Form restauriert worden. Limburg ist mit rd. 33 Tausend Einwohnern deutlich kleiner als Wetzlar, ist aber verkehrstechnisch und durch den Status als Bischofsstadt von überregionaler Bedeutung. Mit der Säkularisierung um 1800 wurde Limburg dem Kleinstaat Nassau-Weilburg zugeschlagen, vorher war es Teil des Erzbistums Trier. Um diese Zeit übernachtete auch der als „Schinderhannes“ legendär gewordene Räuberhauptmann Johannes Bückler aus dem Hunsrück in der Limburger Altstadt, kurz bevor er aufgrund zahlreicher Schandtaten (über 200 Diebstähle, Erpressungen, Raubüberfälle) 1804 im linksrheinischen – damals französisch kontrollierten – Mainz mit der Guillotine hingerichtet wurde. In dem Kellergewölbe eines spätmittelalterlichen Hauses trug der Stadtführer historische Liebeserklärungen aus einer Limburger Stadtchronik vor, die in der im 19. Jahrhundert gegründeten „Winkler’schen Druckerei“ in Wetzlar (heute: Jerusalem-Haus) hergestellt worden ist. Nebenan hat man bei Ausgrabungsarbeiten am Fuß des Bischofssitzes Reste einer Mikwe gefunden. Zu den rituellen Bädern mussten die gläubigen Jüdinnen und Juden 8 Meter hinabsteigen. Am Grund gab es eine Bleiwanne. Das Gebälk eines Altstadthauses Richtung Lahnbrücke zeigt in Form von 7 verschiedenen Gesichtszügen jene Charaktereigenschaften, die dem mittelalterlichen Menschen als verworfen und lasterhaft galten: Hochmut (Stolz), Geiz, Neid (Eifersucht), Zorn, Wolllust, Völlerei, Trägheit. In späteren, aufgeklärten, durch „Werterelativismus“ geprägte Zeiten verdiente der Speiseeishersteller „Langnese“ Geld mit einer Eiskollektion“ namens „Die sieben Todsünden“. In der Konsequenz bedeutet das: ‚Figurprobleme‘ statt ‚Ewige Verdammnis‘. Nicht schlecht. „Times – they are a changing“ (Bob Dylan).
Vor dem hell erleuchteten Limburger Dom wurde selbstredend der bischöfliche Amtssitz – von Franz Peter Tebartz van Elst aufwändig restauriert – in Augenschein genommen. Der Bewertung des Stadtführers „Dieser Bischof empfing seinen Hirtenstab 350 Jahre zu spät“ widersprach niemand. Seinen Ausklang fand dieser gelungene Ausflug in einem italienischen Lokal, wo der aus Solms (Lahn-Dillkreis) stammende Kellner ungläubig nachfragte: „Wie, Sie reisen alle von Wetzlar zu einem Limburger ‚Italiener‘, um hier ein Glas Tee zu trinken?“.