Kollegiumsausflug 2014: Marburg

Bericht vom Kollegiumsausflug am 10. Oktober nach Marburg

Zur Tradition geworden sind inzwischen Halbtages-Exkursionen der Lehrkräfte des Hessenkollegs in der Herbstzeit. In den vergangenen Jahren waren das Kloster Arnsburg bei Lich, Seligenstadt am Main und der Ahrtalsee Ausflugsziele. Am 10. Oktober diesen Jahres erfolgte der gemeinsame Aufbruch nach Unterrichtsende mit PKWs in Richtung „schönes Marburg“, wo 3 Kolleginnen und Kollegen auch wohnen und wo andere ihre Studienzeit verbracht haben.

Vom Parkplatz Ockerhäuser Friedhof ging es über einen Promenadenweg in einem Wäldchen  bergauf Richtung Landgrafenschloss und von dort aus – am Marktplatz vorbei – in die Barfüßerstraße, an deren Ende eine Einkehr mit Speis und Trank  stattfand. Nach einem kurzen Altstadtbummel traf man sich am Portal der altehrwürdigen Elisabethkirche, um von deren Küster eine Stunde lang mit kulturgeschichtlichen Informationen versorgt zu werden. Die hessischen Landesbediensteten erfuhren Details zur Gründung der Landgrafschaft Hessen nach dem Tod der ungarischen Königstochter Elisabeth (1207 – 31), die 1221 mit dem thüringischen Landgrafen Ludwig IV. verheiratet wird und über deren Tochter Gertrud Bezüge zur Wetzlarer Gegend gegeben sind. Die Elisabethkirche ist die erste rein gotische Kirche östlich des Rheins und wurde in erstaunlich kurzer Bauzeit (1235 – 83) über dem Grab der bereits 1935 heiliggesprochenen Wohltäterin errichtet. Die „Erhebung ihrer Gebeine“ im Jahr 1236 im Beisein Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen ist dem Vernehmen nach „der bedeutendste Tag in der Geschichte Marburgs“ gewesen. Das Bibelwort (Mt. 25,40) „Was ihr getan habt einem von den geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan“ ist von den Altarschnitzern Ludwig Juppe und Johann v.d. Leyten augenfällig umgesetzt worden: Elisabeth beherbergt – in Abwesenheit ihres Gatten – einen Aussätzigen im Ehebett. Als der zurückgekehrte Landgraf Ludwig das Ehebett inspiziert, liegt dort eine Christus-Figur; was den drohenden Ehekonflikt abwendet – oder zumindest entschärft. Ein weiteres spannendes Kapitel der Führung war der Verbleib der zu „Reliquien“ erklärten sterblichen Überreste der Namensgeberin der baulich bis heute  unverändert gebliebenen frühgotischen Kirche während der Reformationszeit. An zentraler Stelle zu sehen ist eine von Ernst Barlach geschaffene und 1931 installierte Christus-Figur, die dem Schicksal des „Eingeschmolzenwerdens“ in der Nazi-Zeit (Objekte von Barlach galten als „entartet“) entging. Schaurig-schön anzusehen sind die Sarkophage einer ganzen Reihe ehemaliger hessischer Landesfürsten an prominenter Stelle: im „Landgrafenchor“. Die Elisabethkirche – als Gotteshaus des Deutschen Ordens – war lange Zeit die bedeutendste Wallfahrtskirche nördlich der Alpen. Dass auch der 1934 verstorbene ehemalige Reichspräsident Paul v. Hindenburg nebst Gattin  – nach „Zwischenlagern“ im ostpreußischen Tannenberg und auf der Wartburg bei Eisenach – 1945 neben dem Eingangsportal der Elisabethkirche seine letzte Ruhestätte fand, ist vor diesem Hintergrund kein Zufall. Auf der Innenseite der Tür ist ein im Original erhaltener Lederbezug mit dem Hochmeisterkreuz des Deutschen Ordens zu sehen.

Zum Abschluss des Rundgangs erfreute der Organist der Elisabethkirche die Wetzlarer mit Orgelspiel.