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Abitur 2005 – LG35

Eine vorweihnachtliche Bescherung der besonderen Art erfuhren 35 Studierende des Wetzlarer Hessenkollegs. Aus der Hand von Schulleiterin Christel Streubel-Piepkorn erhielten sie nach bestandenen schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen ihre Zeugnisse. Als „Die Glorreichen 7“ wurden all jene gewürdigt, deren Abi-Durchschnittsnote eine 1 vor dem Komma hat: Die Traumnote 1,0 erreichte die 24-jährige gelernte Krankenschwester Lisa Rinn (Wetzlar), gefolgt von Stefan Menges (1,3) und der 30-jährigen, von Würzburg nach Wetzlar zugezogenen Pharmazeutisch-technischen Assistentin Hedwig Stühler (1,5). Der Bad Nauheimer Robert Waniek erzielte 1,6, gefolgt von Regine Bauch (1,7), Christian Kühn (1,8) und Ludwig Kaufhold (1,9). Die Durchschnittsnote des gesamten Lehrgangs lag bei 2,5. Die Kolleg-Chefin hatte den „Individualismus“ als Zeitgeist-Phänomen in den Mittelpunkt Ihrer Ansprache gerückt: „Ein mit Selbstbewusstsein und Autonomie gepaarter Individualismus verhindert blinde Gefolgschaft und macht Menschen unabhängig vom Urteil anderer. Allerdings hat die ausschließliche Orientierung an der individuellen Weiterentwicklung auch eine Schattenseite: Gemeinschaftliche Aufgaben bleiben unerledigt, soziales Engagement und das gemeinsame Ringen um Erkenntnisse und Lebensziele verkümmern.“ Folgerichtig wurden all jene mit einem besonderen Lob bedacht, die sich bei schulischen Veranstaltungen, in der Studierendenvertretung, der Schulkonferenz oder als Mitarbeiter der Schülerzeitung „Ongaschmong“ für die Schulgemeinde stark gemacht hatten. Streubel-Piepkorn unterstrich die Wichtigkeit von Bildungsangeboten für junge Erwachsene als „zweite Chance auf höhere Bildung“: „Die PISA-Studie bescheinigt den deutschen Gymnasien ein hohes Maß an Selektion. Der Zweite Bildungsweg trägt zum sozialen Ausgleich bei, auch wenn nur 0,5% aller hessischen Schüler eine Schule für Erwachsene besuchen.“ Glückwünsche und für alle einen literarischen Jahreskalender als Abschiedsgruß erhielten die frisch gebackenen Kolleg-Absolventinnen und –absolventen vom Förderkreis des Hessenkollegs. Vorstands-mitglied Heike Zelter, inzwischen im Schuldienst tätig und nebenamtlich als Wetzlarer Stadtführerin aktiv, berichtete von ihren Erfahrungen: „Ich erhielt vor genau zehn Jahren hier mein Abi-Zeugnis. Die Kollegzeit war eine schöne Zeit, es änderte sich etwas im Bewusstsein. Mit erweitertem Horizont wird man selbstbewusster.“
Die Zeugnisausgabe wurde kulturell umrahmt mit einem selbst komponierten Liedbeitrag von Kollegiatin Johanna Karafoulidis („Good bye to you – I give my best wishes to you“) und der Premiere des während einer Projektwoche entstandenen Films „Nahtlos“, bei dem der Ex-Kollegiat und Student der Theater-wissenschaft Dsongor Dobrotka Regie geführt hat. Traditionell tragen die Abiturienten des Wetzlarer Hessenkollegs während ihrer Schulzeit auch etwas zur demographischen Entwicklung des Landes bei: Als „Lehrgangspapa“ fand der Wetzlarer Tobias Prick besondere Beachtung. Er wurde während der Vorbereitungen auf die Abiturprüfung stolzer Vater. Die erwachsenen Schulentlassenen hatten zur Zeugnisausgabe ihre Eltern, Großeltern und Geschwister ins Kolleggebäude in der Brühlsbachstraße mitgebracht. Am Abend wurde im Saal der „Obermühle“ in Braunfels weitergefeiert.