Lg. 50 besucht Phantastische Bibliothek

Bericht über den Besuch der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar durch eine Gruppe (Vorkurs, LG 50) des Hessenkollegs

Im Deutschunterricht soll Lesefreude und das Interesse an literarischen Texten befördert werden. Die gleichen Ziele verfolgt seit über 25 Jahren die Phantastische Bibliothek in der Turmstraße 20. Und das engagierte Team um Bibliotheksleiterin Bettina Twrsnick macht in diese Richtung zahlreiche Angebote. Aus dieser „Win-Win-Situation“ resultieren regelmäßige „Schnupper-Besuche“ von Studierenden der Erwachsenenschule in dieser europaweit einzigartigen Sammlung phantastischer Literatur. Bei einem Bestand von 290.000 Büchern ist für „alle Geschmäcker“ etwas dabei: Märchen und Sagen aus ‚aller Herren Länder‘, Mystisch-Okkultes, Fantasy, Science Fiction, Horror, utopische Romane, religiös inspirierte Texte wie die Bibel und der Koran – und natürlich noch jede Menge Sekundärliteratur. Die Ausleihe ist kostenfrei, attraktiv gestaltete Räume laden zum Verweilen und endlosem Schmökern ein. Die Literaturfreunde des Phan.-Bibl.-Teams haben regelmäßig Gäste von umliegenden Universitäten; hier ist schon manche Idee für eigene Schreibversuche oder für wissenschaftliche Literaturarbeiten entstanden. Gegenwärtig ist im Foyer eine Bilderausstellung zu „griechischen Mythen“ zu sehen, wo 9-13-jährige Kinder aus der „Malschule“ ihre Interpretationen zum „Hydra“- oder „Zyklopen“-Mythos phantasievoll ausgemalt haben. Die Gästegruppe des Hessenkollegs erfuhr von Frau Twrsnick, dass – anders als bei fiktionalen Texten aus der Sparte Realismus – bei phantastischer Literatur mindestens ein tragendes Handlungselement nicht realistisch ist: „Von daher gehören Harry Potters Abenteuer genauso hierher wie Goethes Faust-Dichtung mit Verjüngungsbad in der Hexenküche oder Fausts Zeit-Reise in die griechische Antike zur schönen Helena.“  Die Phantastische Bibliothek ist keine kommunale oder Landesbibliothek, muss also ohne öffentliche Gelder auskommen. Es gibt ein Stiftungsmodell, wo Zinserträge von Stiftungseinlagen die Arbeit der Bibliothek absichern helfen. Die attraktiven Räume werden an Veranstalter oder für private Feiern vermietet und Besuchergruppen zahlen 1 Euro pro Person als kleinen Unkostenbeitrag. Der Buchbestand wird durch Spenden von Verlagen und Privatpersonen ergänzt. „Wenn wir wertvolle Comic-Ausgaben – die wir nicht sammeln – gespendet bekommen, geben wir die nach Frankfurt/M. weiter, wo sie an regelrechten Comic-Börsen gehandelt werden. Der zweite Teil dieses ‚Joint-Ventures‘ besteht dann darin, dass Frankfurter Literaturwissenschaftler bei uns gratis zu einem für uns spannenden Thema referieren“, erläuterte die Bibliotheksleiterin. Der gelernte Gymnasiallehrer (Mathe/Physik) Thomas Le Blanc ist der „Spiritus Rektor“ der Bibliothek. „Herr Le Blanc hat das Projekt ‚Future Life‘ initiiert, wo die Entwicklungsabteilungen großer Firmen und Planungsstäbe in Ministerien auf den Ideen-Fundus der phantastischen Literatur aufmerksam gemacht werden, beispielweise im Rahmen der Agenda ‚Industrie 4.0‘. Darüber kommen natürlich auch Einnahmen für unsere Bibliothek zustande“, wusste Twrsnick zu berichten. Die im Eingangsbereich aufgestellte Spendendose hat übrigens die Form eines geflügelten Schweinchens. Zu Beginn einer jeden Deutschstunde waren die Studierenden des Vorkurses mit Goethe-Aphorismen bekannt gemacht worden. Das schlug sich am Ende des kurzweiligen Rundgangs – wo im Märchensaal auch ein Märchen-Thron von 2 Hofdamen und einer Prinzessin (ein passender Prinz fand sich nicht) okkupiert wurde – in dem Eintrag der Kolleg-Gruppe ins Gästebuch der Phantastischen Bibliothek nieder. Einige aus der Vorkurs-Gruppe ließen sich als ‚Neu-Kunden‘ registrieren und bevorrateten  sich mit spannender Lektüre.