Kollegiumsausflug nach Greifenstein 2016

Bericht über den Kollegiumsausflug am 7. Oktober zur Burgruine Greifenstein mit Glockenmuseum

Traditionell unternimmt das Lehrkräfte-Kollegium des Hessenkollegs jeweils im September – am Ende einer Arbeitswoche – einen Tagesausflug. Die Planung oblag in 2016 erneut Personalrätin und Mathe/-Sport-Lehrerin Kerstin Fricke. In der Umgebung Wetzlars gibt es viele reizvolle und kultur-historisch interessante Flecken. Die Wahl des Ausflugsziels fiel diesmal auf die oberhalb des Dill-Tals zwischen Katzenfurt und Sinn gelegene Burgruine Greifenstein. Nachdem sich die zwölfköpfige Lehrerschar im gemütlichen Café Kunz (Ortmitte von Greifenstein) mit selbstgebackenem Kuchen gestärkt hatte, vertraute man sich beim Rundgang über das Burggelände einer aus Sinn stammenden Heimatkundlerin an. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg geht auf das Jahr 1160 zurück. Im Mittelalter bewohnten etwa 100 Personen die Burg, rund 200 weitere siedelten in der Ortschaft Greifenstein, die von einer Mauer umgeben war und mehrere Tore besaß. Das nach Westen hin gelegene hieß „Kölner Tor“:  Die Burganlage war eine Station der Handelsroute Frankfurt – Köln – Antwerpen („Hohe Straße“), an der auch die damalige Reichsstadt Wetzlar lag. 1676 wurde Burg Greifenstein durch den Grafen Wilhelm Moritz von Solms zu einem barocken Schloss ausgebaut. Die Wandelgänge eines im Innenhofbereich  geplanten prunkvollen Saals blieben Stückwerk. Beim Barock-Umbau wurde der Burghof mit Erde aufgeschüttet, sodass die 1462 als Wehrkirche im gotischen Stil erbaute St. Katharinen-Kapelle  unterirdisch gelegen ist. Sie ist heute schmucklos, enthält aber noch schemenhaft erkennbare Wandfresken und dient Jugendgruppen wie dem CVJM als gelegentlicher Versammlungsort. Direkt darüber wurde 1702 eine zweite Kapelle im Stil des italienischen Früh-Barock errichtet. Dass Amerika hier schon entdeckt war, konnte man bei genauem Betrachten der umfangreichen Stuck-Dekorationen erfassen: Ein „Erntedank“-Ensemble enthält – neben zahlreichen anderen Feldfrüchten – auch einen Maiskolben und Kartoffelknollen. Riesig dimensioniert sind die Wetterfahnen: sie sollen das Wappentier „Greif“ versinnbildlichen, erinnern aber durchaus auch an drachenähnliche Fabelwesen. Für Heiratswillige bietet das Standesamt Greifenstein in dem Burgkomplex seit 2005 auch ein Trauzimmer an. Man/frau muss sich halt nur „trauen“, einmal im Leben laut und vernehmlich „Ja, ich will!“ zu sagen. Eine kulturhistorische und touristische Besonderheit auf Greifenstein ist das imposante Glockenmuseum. Der von Friedrich Schiller in seinem „Lied von der Glocke“ beschriebene Entstehungsprozess wird den Besuchern detailliert nahegebracht – und er wird bis heute noch in einem Sinner Familienbetrieb praktiziert. Über 40 Glocken können in einem mehrstöckigen Kuppelgewölbe besichtigt und selbst ausprobiert werden. Glocken gelten traditionell als originäres Symbol des „christlichen Abendlandes“, allerdings tauchen sie viel früher schon im alten China auf. Üblich war es, die Bronzeglocken (sie bestehen zu 80% aus Kupfer und zu 20% aus Zinn) in Kriegszeiten einzuschmelzen und daraus Kanonen zu formen. Im Glockenmuseum ist allerdings auch ein Fall dokumentiert, wo der umgekehrte Weg beschritten wurde; sozusagen „Schwerter zu Pflugscharen“ umgewandelt wurden. Nach einem Spaziergang in herbstlicher Landschaft und angenehmer Spätnachmittagssonne gab es einen Ausklang in einem Greifensteiner Lokal mit schmackhaften Gerichten und gemütlichem Ambiente.