Biologie-Exkursion Lg48 Weinberg/Magdalenhausen

Bericht über die Exkursion von Studierenden der beiden Vorkurse (LG 48) auf dem FFH-Gebiet Weinberg/Magdalenenhausen / Führung durch die beiden NABU-Schutzgebietsbetreuer Bernhard Feth u. Günter Ott
Im Biologie-Unterricht des Vorkurses wurde ein Semester lang die „Biologie des Menschen“ behandelt. Dabei wurden außer Organsystemen, Ernährung und Verdauung auch die systematische Stellung der Gattung „Homo“ und dessen Anstrengungen, sich „die Erde untertan“ zu machen, thematisiert. Klimawandel und Artensterben sind Stichworte, die mit dem zu groß gewordenen „ökologischen Fußabdruck“ der Menschheit in Verbindung stehen. Das Motto „Global denken – lokal handeln“ sollte zum Semesterende mit einer naturkundlichen Exkursion erfahrbar gemacht und erläutert werden. Das 180 Hektar große ‚Flora-Fauna-Habitat‘ Weinberg/Magdalenenhausen, ein zwischen der Kernstadt und dem Stadtteil Steindorf gelegenes ehemaliges Bundeswehrgelände, besteht an den Rändern aus Hochwald, Auenwald und Streuobstwiesen. Landschaftsprägend sind in erster Linie aber die Magerrasenwiesen, die ab und zu von Schafen beweidet und von Menschenhand vor Verbuschung (Schwarzdorn/Schlehe breitet sich aus) bewahrt werden müssen. Die Naturschützer Günter Ott (Nauborn) und Bernhard Feth (Steindorf) – beide im Rentenalter – stellten sich den Hessenkollegiaten als „Schutzgebietsbetreuer“ vor. Die Aktivisten von der NABU-Jugend schmücken sich auch schon mal mit dem Titel „Ranger“. Dass man die Ringelnatter und die Schlingnatter beim Rundgang auf dem Gelände antreffen würde, wäre ein arger Zufall gewesen. Da den NABU-Betreuern die Lieblingsplätze der beiden hier vorkommenden Reptilienarten bekannt sind, wurden sie der Gästegruppe vom Kolleg („Das machen wir nicht für jede Besuchergruppe!“) in Echtzeit vorgeführt. Die Ringelnatter-Weibchen werden bis zu 130 cm groß, diese Art ist eher harmlos und legt ihre Eier z.B. in warme, weiche Komposthaufen ab. Die kleinere Schlingnatter (ausgewachsene Exemplare sind 75 cm lang) beißt ohne Vorwarnung und ist lebendgebärend. Der Anfass-Test weckte Erinnerungen an PKW-Lenkräder mit Velours-Bezug. Eine ehemalige Scheune wird vom NABU als Asservatenkammer für Gewölle, Schautafeln sowie ausgestopfte Vögel und Säuger genutzt. In 15 km Entfernung ist der Windpark Hohenahr mit seinen 7 Windrädern zu sehen. Von der Idee, auf dem Weinberg-Gelände ebenfalls Windräder zu installieren, sind die „Planer der Energiewende“ inzwischen wieder abgerückt, informierte Herr Feth. Mit Baldrianaromen bestrichene Holzlatten sind Anziehungspunkt für Wild-und Hauskatzen. Da sie dort ihre Haare hinterlassen, kann mittels DNA-Analyse das Geschlecht und der „Wildheitsgrad“ festgestellt werden. Zwei junge Wildkatzen wurden vor geraumer Zeit im Tierheim abgegeben, sie fielen durch ihr aggressives, ungebändigtes Verhalten auf. Herr Feth zeigte ein Bild davon, was – „ganz Kindchenschema“ – entsprechende Kommentare („voll süß!“) provozierte.
Am Himmel zeigte sich eine Gabelweihe, die auch Rotmilan genannt wird. Eine Ansammlung von halbverdauten Kirschen entpuppte sich als die Kot-Spur eines ‚partiell vegetarischen‘ Fuchses oder Dachses. 140 Obstbäume stehen auf dem Gelände, weitere 80 – sie wurden von einer Lebensmittelkette gesponsert – kommen demnächst hinzu. Darüber freuen sich Steinkäuze, die bevorzugt in alten, hohl gewordenen Obstbäumen brüten. In dem offenen Gelände sind Grün- und Grauspechte heimisch, die beispielsweise in den Wiesen-Ameisen einen Teil ihrer Nahrung finden. An laminierten Fotografien zeigte und erläuterte Herr Feth die durchaus seltenen Vogelarten Wendehals und Neuntöter (er spießt seine Beute – Insekten, aber auch kleine Mäuse – an Schlehendornen auf, um sie dann nach und nach an die Jungen zu verfüttern). Als typisch für die Magerrasen-Flora können Thymian und Oreganum (wilder Majoran) gelten, aber auch die Heidenelken, Hornklee und das echte Labkraut beeindruckten. Beim gelb blühenden Johanniskraut ist natürlich die heilende Wirkung (bei Depressionen, Nervosität und Nervenleiden) von Interesse. Der Natternkopf – ein Verwandter des Salatgewürzes Borretsch – hat seinen Namen von Staubgefäßen, die an eine züngelnde Schlange erinnern. Und die Köpfe von echten „Nattern“ hatte man ja eine halbe Stunde vorher gerade gesehen. Mit einem Gruppenfoto vor einem „Insektenhotel“ ging eine anschauliche und erkenntnisreiche Biologie-Stunde zu Ende. Die NABU-Gruppe Steindorf (eine weitere wird demnächst in der Kernstadt Wetzlar gegründet) veranstaltet regelmäßig themenbezogene Exkursionen auf dem Weinberggelände. In der nächsten sind Schmetterlinge das Exkursionsthema. Auf einen vorbeifliegenden Schachbrettfalter hatte Herr Feth die Kolleg-Vorkursler während des 60-minütigen „Schnupper-Rundgangs“ bereits aufmerksam gemacht.