Abitur des Lehrgangs 45 – Juni 2015

Wetzlarer Hessenkollegiaten/ -innen des Lehrgangs 45 erhalten ihre Abiturzeugnisse – 26. Juni 2015
Dreizehn junge Erwachsene des Lehrgangs 45 am Hessenkolleg hatten sich Anfang des Jahres zum Abitur gemeldet, zwölf davon haben jetzt die Prüfungen erfolgreich absolviert und erhielten aus der Hand von Schulleiterin Verena Hohoff ihre Reifezeugnisse. Damit hat sich der Trend fortgesetzt, dass die Mehrzahl der Absolventen des Zweiten Bildungsweges inzwischen ein Jahr früher – mit dem Zeugnis der Fachhochschulreife in der Tasche – die Schule verlässt. Für die Studienfächer mit dem Abschluss „Bachelor“ reicht das aus. Zu einer kleinen Feierstunde hatten die frischgebackenen Abiturienten Familienmitglieder, Freunde und in zwei Fällen auch die eigenen kleinen Kinder mitgebracht. Laila Fleur Hertstein (25) aus Wetzlar ist eine der drei Lehrgangsbesten, die den Abi-Schnitt 1,7 erreichten. Ihr Söhnchen Giovanni (5) gehörte zu den Gratulanten. Er ist auch der Grund gewesen, dass die ehemalige Goetheschülerin nun „auf Umwegen“ ihr Abitur gemacht hat. Sie gehört zum Schauspielensemble des Gießener Stadttheaters und will im Herbst ein Lehramtsstudium aufnehmen. Ihre Kommilitonin Luisa Hahnenstein (22) hatte bei der Fa. Pfeiffer Vakuumtechnik eine Ausbildung als Werbetechnikerin gemacht und hat jetzt vor, sich in einem dualen Studiengang zur Wirtschaftsingenieurin zu qualifizieren. Ihre Mutter hatte vor über 20 Jahren auch schon ihr Abitur am Kolleg nachgeholt. „Jungspund“ Lucas Schleifer (21) aus Greifenthal hat nach eigenem Bekunden „deutlich an Selbstbewusstsein gewonnen“ und hofft auf einen Studienplatz in Pharmazie. Die Durchschnittsnote lag diesmal bei 2,44. Schulleiterin Hohoff dankte den Lehrkräften für ihr engagiertes Arbeiten und die fairen und atmosphärisch angenehmen Prüfungen. Für die Feierstunde hatte sie den Zeugnissen persönlich adressierte Aphorismen beigefügt, die von den so Ausgezeichneten vorgelesen und mit eigenen Kommentaren versehen wurden. Jacqueline Talke stammt aus einer Westerwaldgemeinde und hat das nochmalige „Schulbankdrücken“ als Gelegenheit zur Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung genutzt: „Das geht weit über bloße Wissensaneignung hinaus.“ Anders Fischer, der sich privat viel mit Musik beschäftigt, hat erfahren, dass er „ein auditiver Lerntyp“ ist. Als Thema der Präsentationsprüfung hatte er die Entwicklung der politischen Plakatkunst vom Kaiserreich bis zur Gegenwart zu ergründen und medial angemessen zu präsentieren. Kollegchefin Hohoff gratulierte den jungen Erwachsenen dazu, dass sie „die Chance auf Horizonterweiterung, Selbstfindung und einen Perspektivenwechsel“ genutzt haben. Freundschaft zu schließen und Konflikte angemessen auszutragen, das finde weiterhin im realen Leben statt: „Wen es nach Gegenwelten verlangt, beschreitet mit Facebook und whatsapp einen Irrweg. Solidarische, mitmenschliche Beziehungen aufzunehmen und ein Denken und Handeln über den eigenen Tellerrand hinaus zu entwickeln, all das kann man lernen. Das hält unsere Gesellschaft zusammen.“ Der 75-jährige Arno Willershäuser (Bellersdorf) gratulierte namens des Förderkreises der Erwachsenenschule. Er kam beruflich aus dem Bankfach und hat nach einer Lebenskrise mit 58 Jahren das Abitur nachgeholt und dann Sport und Philosophie studiert. Der aktive Seniorensportler und Inhaber von nationalen und internationalen Meistertiteln im Diskuswurf und Kugelstoßen gab den Absolventen des Hessenkollegs einen Rat: „Hört nie auf nach vorne zu schauen! Wenn ihr mal einknickt, steht wieder auf, kämpft weiter!“