Proben zum Musiktheater-Projekt „Rasit“

Skizze zum Musiktheater-Projekt „Rasit“ (mit Wetzlar-Bezug) – über jugendliche Sehnsüchte, Vorurteile, Migration und Integration
„Das Ende unseres Theater-Musicals ‚Rasit‘ wird noch nicht verraten. Aber so viel kann ich sagen: ein Goethe hätte sicher seine Freude daran gehabt. Es ist genial.“ Es mangelt ihm nicht an Selbstbewusstsein, dem 25-jährigen Wetzlarer mit Migrationshintergrund Savas Demirci. Er ist der führende Kopf einer freien Jugendtheater-Initiative aus jungen Musikern und Laienschauspielern, die sich derzeit einmal wöchentlich im Theaterraum des Wetzlarer Hessenkollegs treffen, um ihr Stück „Rasit“ einzustudieren. Demirci spielt die Hauptfigur mit dem exotisch klingenden Namen („mein Urgroßvater hieß tatsächlich Rasit“). Er kommt als Kind mit seiner Mutter aus dem Iran nach Wetzlar. Die Rolle des Vaters muss nicht besetzt werden. Der prügelnde und ständig alkoholisierte Gatte wird von Mutter und Sohn abgehängt, er bleibt im Iran zurück. Zu Rasits Clique gehören Nick (Philipp Mehling), Emin (Alexander Poborosnik) und Jakob (Ahmad Rezaie). Schmetterlinge im Bauch empfindet der jugendliche Migrant in Gegenwart von Lilly Weißweber (Kathleen Schmidt), wohlbehütete Tochter einer deutschen Durchschnittsfamilie. Sie erwidert seine Gefühle, ist aber auch verunsichert („Was bin ich für dich? Was willst du für mich sein?“) und muss damit klarkommen, dass ihre Eltern den fremden Freund ablehnen (Sabrina Mittelbach spielt die Mutter). Die Handlung wird nur zum Teil szenisch umgesetzt. Neben der Schauspielkunst ist Musik die zweite tragende Säule des Musicals. Hier kommt der 23-jährige Tänzer und Musiker Alexander ‚Sanja‘ Schnarr aus Gießen zum Zug. Er choreografiert einzelne Passagen und komponiert – mit Entlehnungen aus dem Netz – den musikalischen Sound: „Fremdheit, Nähe, Spannung, das kann durchaus nonverbal vermittelt werden. Daran arbeiten wir gerade.“ Eileen Eckhardt (Lahnau) hat eine ausdrucksstarke Stimme, die sie im Stück zugleich narrativ und kommentierend einbringt. Für Enis Everay liegt der Reiz des Stückes darin, dass sich Gleichaltrige ein gemeinsames Ziel setzen, dass man sich einbringt, damit eine Sache gelingt: „Im Stück wird deutlich, dass es in jedem Kulturkreis schwarze Schafe gibt und sich Hass per Mundpropaganda fortpflanzt.“ Kann „Multi-Kulti“ unter Jugendlichen leichter funktionieren als unter Erwachsenen? Diese Frage wirft das Stück auf. Für den Wetzlarer Abiturienten Ahmad Rezaie geht es darum, produktiv mit Vorurteilen umzugehen und unterschiedliche kulturelle Prägungen zu respektieren: „Liebe verbindet Menschen. Aber das Kennenlernen, das Bekunden von sexuellem Interesse, das ist in Deutschland definitiv anders. Im Iran gibt es keine offenen Zweierbeziehungen, wie sie hierzulande üblich sind.“ Ein Ankündigungsplakat für die am 17. Oktober geplante Aufführung des Stückes im Bürgerhaus Büblingshausen gibt es bereits. Freuen würden sich die Theaterfreunde auch über städtische oder private Unterstützung finanzieller und ideeller Art. Das Hessenkolleg, das Savas Demirci ein Jahr lang besucht hat, ist eine von mehreren Vorverkaufsstellen in der Stadt. Karten (für 5 Euro) gibt es auch im Cinar-Grillrestaurant in der Bahnhofstr. 20-24, beim WAV-Anhänger-Haus in der Garbenheimerstr. 14 und im Forum (mobilcom-debitel shop). Dass Geschwister und Eltern als Zuschauer gewonnen werden können, ist für die engagierten Mimen, Tänzer und Sänger eine ausgemachte Sache. Die Mitglieder der Wetzlarer Goethegesellschaft, die wie alle übrigen Wetzlarerinnen und Wetzlarer zur Premiere eingeladen sind, werden wohl am ehesten beurteilen können, ob der Schluss – wie angekündigt – an die von Altmeister Goethe gesetzten Maßstäbe heranreicht. Kontakt: savas.demirci@gmx.de

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