HkWz beteiligt sich an Anti-NPD-Protesten 2013

Studierende des Hessenkollegs beteiligen sich an Anti-NPD-Protesten

Die Auseinandersetzung mit dem als „Tausendjähriges Reich“ geplanten Hitlerfaschismus war ein inhaltlicher Schwerpunkt während des 50-jährigen Schuljubiläums des Wetzlarer Hessenkollegs. Auf Initiative des Förderkreises wurde in Erinnerung an das düstere Kapitel „Deportation und Zwangsarbeit“ eine Gedenktafel am Portal des Schulgeländes angebracht. Im Rahmen der Schulprojektwoche hatte sich Anfang July eine 14-köpfige Gruppe unter Assistenz der Historikerin und Ex-Kollegiatin (LG 15) Marianne Peter intensiv mit der Historie des Schulgebäudes (ehemals von der Firma Pfeiffer Apparatebau als Rüstungsschmiede genutzt) beschäftigt. Eine aktuelle Theaterproduktion im Schulfach „Darstellendes Spiel“ hat mehrere Szenen aus Brechts szenischer Kollage „Furcht und Elend des 3. Reiches“ als Ausgangsmaterial. Sie wurde am 30. August im Mehrzweckraum uraufgeführt.

 Mehrere Kollegangehörige und der Vorsitzende des Förderkreises erhielten in der Folge üble Droh- und Schmähbriefe aus der Neonazi-Ecke anonym zugestellt. Wahrscheinlich soll dies irritieren, einschüchtern und von „Wiederholungstaten“ abhalten. Was aber nicht gelingt. Als die NPD am 13. Sept. im Rahmen ihrer „Deutschlandtour“ vormittags in der Wetzlarer Bahnhofstraße Station machte, wurde sie von über 100 Nazi-Gegnern lautstark „empfangen“, darunter – neben der Magistratsspitze, Kirchen- und Gewerkschaftsvertretern – auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler, die dem Aufruf „Blaumachen gegen Rassismus“ gefolgt waren. Eine Gruppe des Abiturlehrgangs 43 verlegte kurzerhand die historisch-politische Bildung ins „Outdoor“, stieß gegen 10 Uhr zu den Protestierern und zeigte den Schriftzug „NIE WIEDER 33“. Daran beteiligten sich auch Ex-Kollegiaten der Lehrgänge 07 und 42. Über Megaphon erklärte die Landtagsabgeordnete Mürvet Öztürk (GRÜNE), dass Wetzlar eine bunte und weltoffene Stadt sei und es für dumpf-nationalistische Hetzparolen keinen Raum gebe. DGB-Jugendsekretärin Ulrike Eifler (Gießen) erinnerte an die brutale Zerschlagung von Gewerkschaften und demokratischen Errungenschaften nach der Machtübertragung an die NSDAP. Kolleg-Lehrer Klaus Petri bekannte, dass ihm vor dem Hintergrund von Holocaust und 56 Mio Kriegstoten „speiübel“ werde, wenn er die braune NPD-Truppe in Wetzlars Fußgängerzone aufmarschieren sieht.

 Einige Studierende beteiligten sich am Trillerpfeifen-Konzert gegen den NPD-Bundesvorsitzenden Holger Apfel, andere wechselten die Seite des von der Polizei abgesperrten Kundgebungsplatzes, um im O-Ton einiges von den mit riesigen Lautsprecherboxen ausgestrahlten NPD-Parolen zu vernehmen.