NaWi-Exkursion des Lg 46

Zum Abschluss des NaWi-Unterrichts im Vorkurs (LG 46): Studierende besuchen das Naturschutzgelände „Weinberg/Hofgut Magdalenenhausen“

 Im Kombi-Fach (Bio/Chemie) „NaWi“, das in dieser Form nur im Vorkurs angeboten wird, beschäftigten sich die beiden Vorkurse des Lehrgangs 46 ein Semester lang mit den Hintergründen, Phänomenen und Folgen des durch Treibhausgase (mit-)verursachten Klimawandels – inklusive der möglichen und notwendigen Gegenstrategien. Im biologischen Teil lernte man auch sogenannte „Gewinner-„ und „Verliererarten“ der fortschreitenden Erderwärmung kennen – etwa in der Landwirtschaft, aber auch in ‚natürlichen’ Ökosystemen. Solche Natur belassenen Areale finden sich – knapp 200 Hektar groß – westlich der Wetzlarer Kernstadt, auf einem Richtung Steindorf gelegenen ehemaligen Truppenübungsplatz der Bundeswehr. Das Gelände, das weiterhin regelmäßig von einer Schafsherde ‚heimgesucht’ wird, ist seit Mai 2012 dem Naturschutzbund Deutschlands (NABU) überantwortet worden und gilt als „FFH-Gebiet“ (= Flora-Fauna-Habitat) – beherbergt somit seltene und schützenswerte Tier- und Pflanzenarten. Dazu gehört beispielsweise der Kamm-Molch, der in Gestalt eines imposanten Weibchens am Ende des Rundgangs präsentiert wurde. Er koexistiert in den kleinen Teichen mit dem schwarz-roten Berg- und dem beigefarbenen Teichmolch. Ein imposanter Geldrandkäfer wurde als wichtiger Räuber der („Kaulquappen“ genannten) Larvenstadien von Molchen und Fröschen vorgestellt. Insgesamt sind 10 Amphibienarten auf dem Weinberg-Gelände beheimatet, darunter der schwarz-gelbe Feuersalamander und die sogenannte Geburtshelferkröte, wo die Männchen die Eischnüre um ihre Beine wickeln und umhertragen. Von den beiden hier vorkommenden Schlangenarten konnten Herr Feth und Herr Ott von der NABU-Gruppe Steindorf die Schlingnatter (auch Glattnatter genannt) zeigen, die ihre Jungen – im Unterschied zur Ringelnatter – lebend zur Welt bringt. Wenn sich die Brut nicht rasch entfernt, werden sie vom Elterntier verspeist. Die grün-grau-gelb changierende Zauneidechse wurde gesichtet, als sie sich flink entfernte. Die ebenfalls vorkommende grausilbrige Blindschleiche ähnelt einer Schlange, zählt aber systematisch ebenfalls zu den Echsen. Ihre 4 Extremitäten sind nur noch rudimentär angelegt. Von Bernhard Feth erfuhren die Studierenden des Hessenkollegs, dass Frösche hüpfen, während Kröten sich schreitend fortbewegen. Die Naturschützer haben über hundert einheimische Obstbäume angepflanzt. Und zwar in der Hochstamm-Variante, weil die später einmal das Domizil von Höhlen-brütenden Vögeln abgeben können. Dem Steinkauz optimiert man seinen Lebensraum dadurch, dass in diesem Jahr eine hohe Papppelallee und Robinien (auch falsche Akazie genannt) gerodet werden. Vom weiß blühenden Baldrian ist bekannt, dass sein Duft Katzen magisch anzieht. Die NABU-Aktiven haben auf dem Gelände rau gesägte Holzpflöcke angebracht, deren Spitzen mit Baldrianaromen getränkt sind. Die darauf hinterlassenen Katzenhaare wurden mittels DNA-Analyse eindeutig als von Wildkatzen stammend bestimmt. Ein Wildkatzenjunges wurde im städtischen Tierheim abgegeben, wo es aber „biologisch“ nicht hinpasst. Die von Hauskatzen im Laufe der Jahrtausende vollzogenen Anpassungen an den Menschen fehlen im Verhaltensrepertoire von Wildkatzen. Mit dem Fernglas konnten der Neuntöter, der Wendehals und eine am Himmel kreisende Gabelweihe (Rotmilan) beobachtet werden. Ebenso ein Mittelspecht, der zusammen mit Grün-, Grau- Schwarz- und Buntspecht zu den 141 am Weinberg nachgewiesenen Vogelarten gehört. Ein Schachbrettfalter stieg während des Rundgangs auf. Er gehört mit anderen Schmetterlingsarten zu den Gewinnern des Klimawandels, waren sie doch früher eher im mediterranen Raum beheimatet. Typisch für die trockenen Magerrasenwiesen sind das Johanniskraut (in der Volksmedizin gegen Nervenleiden und Depressionen eingesetzt), Origanum und Thymian sowie der gelb blühende Mauerpfeffer. Hübsch anzusehen sind die Heidenelke, die Felsennelke und die Kuckuckslichtnelke. Mit dem gelb blühenden echten Labkraut wurde früher die Käseherstellung fermentiert. Recht selten ist die breitblättrige Ständelwurz. Sie gehört – ebenso wie das in 2013 erstmals am Weinberg nachgewiesene kleine Knabenkraut – zu den einheimischen Orchideen. Dass Biologie eine höchst lebendige Wissenschaft ist, wurde während des 60-minütigen Rundgangs gleich mit mehreren Sinnen erfahren.