Bericht über das Abitur am Hessenkolleg/Feier am 21.12. in der Siedlerklause/B.hausen (pi)
Als „Fest vor dem Fest“ erlebten 30 Studierende des Hessenkollegs den Empfang ihrer „Zeugnisse der Allgemeinen Hochschulreife“ aus den Händen der stellvertretenden Schulleiterin Verena Hohoff. Zusammen mit Lehrern, Freunden und Familienangehörigen wurde das Ereignis in der Siedlerklause gebührend gefeiert. Erstmals überstieg in einem Lehrgang die Zahl der mit Fachhochschulreife zuvor abgegangenen jungen Erwachsenen die mit allgemeiner Hochschulreife. Was dem gemeinsamen Feiern aber keinen Abbruch tat. Der im Lehrgang 42 erreichte Notendurchschnitt beträgt 2,44. Das beste Resultat erzielte mit 1,1 die aus Gießen stammende 23-Jährige Isabella Saul, gefolgt von dem 31-jährigen gelernten Koch Björn Frey-Fribolin. Die 26-jährige gelernte Chemie-Fachkraft Sarah Oberling landete bei 1,6 und erhielt zudem für besondere Leistungen im Fach Physik einen Buchpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Mit Töchterchen auf der Bühne erschien der in Wetzlar wohnhafte Erzieher Björn Ehlen (28), der ebenfalls mit 1,6 abschloss, gefolgt von Daniel Zolper (1,7) und Bianca Stapelfeldt mit 1,8. Den besonderen Respekt ihrer Mitschüler und Lehrer hat sich die 40-jährige Sandra Hinke aus Allendorf erworben, die neben den Herausforderungen des „Schulbankdrückens“ einen Familienhaushalt führt und im Vertrieb der Zeitungsgruppe Lahn-Dill ihren Lebensunterhalt verdient. Abiturient Hakki Sen aus Sinn erfreute seine Kommilitoninnen und Kommilitonen mit einer spaßig-wehmütigen filmischen Rückschau auf 3 Jahre Kollegzeit, Raphael Fiedler und Lina Kaschmieder trugen eine selbst verfasste Märchen-Persiflage vor, in der Lehrerpersönlichkeiten als skurrile Figuren einer Weihnachtsgeschichte auftraten. Die bis Oktober 2012 amtierende stellvertretende Schulleiterin Ilona Hartmann und ihre Nachfolgerin Verena Hohoff sprachen in einer dialogisch gestalteten Rede den Lehrkräften Dank für ihr Engagement aus und lobten die Präsenz der frischgebackenen Abiturientinnen und Abiturienten u.a. am Stand der Schule in der „Straße der Bildung“ während des Hessentages. Lebenslanges Lernen bewahre davor „behäbig und träge zu werden, statt offen und neugierig“. Klassenlehrer Frank Becker, der an der Erwachsenenschule das Fach „Darstellendes Spiel“ unterrichtet, machte in seiner Rede das Zeitgeistphänomen „Politische Apathie“ zum Thema und stellte ein Zitat des Philosophen Richard David Precht in den Raum: „Auf was können Sie eher verzichten, auf Ihr Handy oder auf Ihr Wahlrecht?“. Am Beispiel des Bienensterbens veranschaulichte Becker elementare Schäden unseres Zivilisationsmodells und die Art des Umgangs damit: „Einige von Ihnen werden versuchen, gegen die Ursachen des Bienensterbens vorzugehen, andere werden ganz pragmatisch kleine Bienenroboter erfinden, um den Verlust damit auszugleichen.“ Die 25-jährige gelernte Rettungsassistentin und Lehrgangssprecherin Lina Kaschmieder (Echzell) nannte Hilfsbereitschaft und gegenseitige Unterstützung als Markenkern des 42er Lehrgangs und bedankte sich für die Unterstützung durch Familienangehörige und Lehrkräfte, die man während dieses „besonderen Weges zum Abitur“ erfahren habe. Arno Willershäuser (Bellersdorf) gratulierte im Namen des Förderkreises der Erwachsenenschule und warb für eine Mitgliedschaft: „Nach dem Fordern kommt das Fördern, zum Nehmen gesellt sich Geben.“ Einigkeit bestand unter den frisch gebackenen Abiturientinnen und Abiturienten darin, dass man die für den 30. August 2013 geplanten Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Kollegs zu einem Stelldichein nutzen wird.