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Abitur 2007 – LG37

Drei Jahre lang hatten sie als junge Erwachsene noch einmal die Schulbank gedrückt. Am letzten Schultag vor Weihnachten erhielten 34 von ihnen schließlich aus der Hand von Kolleg-Leiterin Christel Streubel-Piepkorn das Abschlussdokument: die Zeugnisse über die Allgemeine Hochschulreife. Gestartet war der Lehrgang 37 mit 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, 24 von ihnen ließen sich nach zwei Jahren Schulbesuch die Fachhochschulreife bescheinigen. Die Schulleiterin zitierte in ihrer Ansprache aus Briefen ehemaliger Kollegiaten, die inzwischen ihr Wunschstudium erfolgreich abgeschlossen hatten und „mit Stolz und Wehmut ans Hessenkolleg zurückblicken“. Sie leitete daraus die Notwendigkeit einer Stärkung des Zweiten Bildungsweges ab: „Die PISA-Studie hat dem deutschen Bildungswesen wiederholt ein hohes Maß an sozialer Selektion bescheinigt. Da braucht es die Erwachsenenschulen als Korrektiv.“ In diesem Jahr gab es zum ersten Mal für alle Studierenden der insgesamt 18 hessischen Abendgymnasien und Kollegs ein Zentralabitur. Außerdem waren mediale Präsentationen ein obligater Bestandteil der insgesamt 5 Abitur-prüfungen. Der im Lehrgang 37 erzielte Notendurchschnitt beträgt 2,47. Bei insgesamt 7 Abiturienten stand eine 1 vor dem Komma. Mit 1,1 ging der 25-jährige gelernte Fotograf Tim van de Bovenkamp aus Marburg als Bester durch Ziel, gefolgt von seinem gleichaltrigen Kommilitonen Stefan Oberle mit 1,3. Die 22-jährige ehem Mediengestalterin Sandra Wasseroth erreichte einen Schnitt von 1,6 und der aus Waldsolms stammende gelernte Elektroniker Sebastian Nedwed 1,7. Mit 1,8 bzw. 1,9 schlossen die 22-jährige Industriekauffrau Juliane Lehmann (Dresden, jetzt Wetzlar), der ehem. Elektromaschinenbauer Roland Weinbuch (24, Wetzlar) sowie Heizungsbauer Mathias Küster aus Gießen ab. Den besonderen Respekt ihrer Lehrer und Mitstudierenden für die Doppelrolle als erziehende Mütter und erwachsene Oberstufenschülerinnen hatten sich Elena Kiselev und Ebru Koc (beide aus Wetzlar) erworben. Schulsprecher Sebastian Albert und Arno Willershäuser, Vorsitzender des Förderkreises Hessenkolleg Wetzlar, verbanden ihre Glückwünsche an die frischgebackenen Abiturienten mit dem Wunsch, „dieses hervorragende Bildungsinstitut nicht so schnell zu vergessen“ und weiter den Kontakt zur Schule zu halten. Dominic Fister, vormals als Chemielaborant am Gießener Klinikum tätig, hielt für den Lehrgang die Abiturrede und verglich dabei die schulische Bildung mit der Arbeit eines Steinmetz, der Rohlingen eine besondere, je individuelle Form verleiht. Einige Freunde und Eltern hatten bereits der Verabschiedungszeremonie im Schulgebäude beigewohnt. Im größeren Rahmen wurde dann abends im Bürgerhaus Lahnau-Atzbach gefeiert. Dabei zeigte die Schultheatergruppe des Hessenkollegs unter Leitung von Frank Becker Szenen aus Wolfgang Borcherts 1947 entstandenem Stück „Draußen vor der Tür“. Vorweihnachtliche Besinnung bedeutete in diesem Fall die Besinnung auf die Gegenwärtigkeit von Krieg, Gewalt und Vereinsamung.